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Datum: 03.01.2018

Autonome Dorfmobilität: Burgdorfer entwickeln Ideen zur Mobilität

Die Gemeinde Burgdorf macht sich auf den Weg und nimmt die Mobilität der Zukunft für ihre Dörfer in die eigene Hand. Zu Hilfe kommt ihr dabei das Projekt AUNO DOMO (Autonome Dorfmobilität) des Beratungsbüros merkWATT, welches vom Landkreis Wolfenbüttel und dem Regionalverband Großraum Braunschweig mit Rat und Tat unterstützt wird.

60 Einwohnerinnern und Einwohner aus den fünf Dörfern der Gemeinde Burgdorf kamen im Gasthaus Traube zu einem ersten Workshop zusammen. Sabine Neef von merkWATT schwor die Anwesenden von Beginn an auf ihre eigenen Kräfte ein: „Bei AUNO DOMO geht es nicht darum, Forderungen an andere zu stellen, sondern die eigenen Potenziale als Bürgerschaft zu nutzen.“ Nicht zuletzt die Digitalisierung biete Möglichkeiten zu effizienteren und flexibleren Mobilitätsformen, die sich durchaus auf lokaler Ebene realisieren ließen.

Unterstützung durch Landkreis und Regionalverband Großraum Braunschweig

Bei ihrer Suche nach neuen Wegen sind die Bürger nicht allein. Bürgermeister Bernd Brandes versprach in seiner Begrüßung die aktive Mitwirkung des gesamten Gemeinderates. Wilhelm Kloss vom Regionalverband Großraum Braunschweig, der für öffentlichen Nahverkehr in der Region zuständig ist, machte die Grenzen des Busverkehrs deutlich: „Es wird im ländlichen Raum wohl nie ein befriedigendes Angebot der klassischen Art geben.“ Gleichwohl könne es neben punktuellen Verbesserungen des Busverkehrs Lösungen geben, wo Bürgerengagement und öffentlicher Nahverkehr Hand in Hand gehen. Und auch die Landrätin Christiana Steinbrügge machte die Unterstützung des Landkreises und auch der Stiftung Zukunftsfonds Asse deutlich. Für den Landkreis gelte: „Dass fast alle ständig und meist allein mit ihren eigenen Autos unterwegs sind, ist sehr teuer, umweltbelastend und unbefriedigend. Denn wer sich das nicht leisten kann oder will, zu alt oder zu jung ist, ist dabei leicht abgehängt. Deshalb brauchen wir Lösungen, wo Bürgerinnen und Bürger sowie die öffentliche Hand gemeinsam nach neuen Lösungen suchen.“

Arbeitsgruppen sollen klären, wie Burgdorfer auch ohne Auto mobil bleiben

Schnell wurde im Workshop klar: Die Mobilitätsprobleme der Menschen in Burgdorf, Westerlinde, Hohenassel, Berel und Nordassel sind groß. Ohne eigenes Auto steht man leicht ratlos da: Kinder kommen nicht in Nachbardörfer, Wege zum Arzt sind kompliziert, zu den Bahnhöfen gibt es keinerlei Verbindungen – das sind nur drei Beispiele, die von den Workshop-Teilnehmerinnen und -teilnehmer genannt wurden. In Arbeitsgruppen wurden erste Perspektiven für neue Wege gesucht und gefunden. Mitfahrerbänke, eine Mitfahrer-App, eine dörfliche Mobilitätszentrale, ein Bürgerbus, die intelligente Terminvergabe von Ärzten – diese und noch viel mehr Ideen stehen jetzt im Raum. Klar wurde aber auch: Viele Fragen sind zu klären, Bedenken auszuräumen, vielleicht werden auch Gelder notwendig. Zudem gilt es Erfahrungen aus anderen Orten auszuwerten. Allein aus eigener Kraft ist der Aufbau solcher Systeme kaum zu bewältigen, weshalb die Unterstützung durch merkWATT notwendig ist und wertvoll werden kann.

Letztlich wurden im Workshop zwei Arbeitsgruppen gebildet, die jetzt aus Ideen mit professioneller Unterstützung Konzepte entwickeln wollen, um diese bis zum Sommer 2018 Wirklichkeit werden zu lassen:

  • Die aus zunächst sieben Mitgliedern bestehende Arbeitsgruppe „Nahziele“ freut sich auf weitere Mitstreiter. Diese Gruppe will sich vor allem mit der Mobilität zwischen den Dörfern der Gemeinde, aber auch zu wichtigen Nachbardörfern wie Nettlingen, Söhlde und Baddeckenstedt beschäftigen.
  • Die Arbeitsgruppe „Randzeiten“ will ihr Augenmerk insbesondere auf die Abendstunden, Wochenenden und die Ferienzeiten richten, wenn der kärgliche Busverkehr noch weiter ausgedünnt ist. Auch in dieser Gruppe sind weitere Interessierte herzlich willkommen.

„Ich bin gespannt, wie es weitergeht.“ Mit diesen Worten verabschiedete Bürgermeister Brandes die Workshop-Teilnehmer. Er schwanke zwischen Optimismus und Skepsis, ob die Einwohnerinnen und Einwohner seiner Gemeinde das notwendige Engagement aufbrächten, um neue und moderne Mobilitätsformen zu entwickeln und auszuprobieren. Für ihn war aber auch klar: „Die Gelegenheit wird kaum noch einmal so günstig sein wie jetzt im Projekt AUNO DOMO.“